Noch bevor die Sommerferien überhaupt so richtig angefangen hatten, ging es für 17 Jugendliche und 37 Erwachsene los in die Bretagne. Der Bus war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Im Vorfeld hatten uns die olympischen Spiele, die zeitgleich in Paris stattfanden, so einiges Kopfzerbrechen bereitet: sowohl in der Auswahl unserer Zwischenstopps als auch in Bezug auf etwaige Grenzkontrollen und daraus resultierende Verzögerungen. Ganz umsonst: in null Komma nix waren wir in Moulins: in der französischen Nachmittagssonne flanierten wir durch die pittoreske Stadt und über den malerischen Fluss Allier, dem die Stadt Moulins (Mühlen) seinen Namen verdankt. Abends konnte man dann bei Sons et Lumière (Musik und Licht) direkt ins französische Flair eintauchen: warme Sommerabende und späte Sonnenuntergänge. Die Sonne nahmen wir am nächsten Tag gleich nach Plabennec mit - sie warteten schon sehnlich drauf. Zu ihrem Leidwesen nahmen wir sie am Schluss auch wieder mit, aber das wussten sie zum Glück noch nicht, als wir ankamen. So wurden wir freudestrahlend empfangen.
Am nächsten Tag ging es dann für die Jugendlichen gleich raus aufs Meer: entweder zum Segeln, Stand-up Paddeln, Kajak- oder Katamaranfahren. Die Erwachsenen ließen es etwas ruhiger, dafür aber kultureller angehen: Auf dem Programm standen u.a. Morlaix, das Château de Taureau, der Leuchtturm Trézien und der nicht jugendfreie, sagenumwobene Menhir von Kerloas (angeblich rieben sich frisch vermählte Braupaare nackt an ihm: Er - um einen männlichen Nachfolger zu bekommen, sie - damit er nach ihrer Pfeife tanzt).
Ein optisches Highlight der Reise war der gemeinsame Bootsausflug nach Camaret und die Umrundung der Tas de Pois. Wir kreuzten dabei nämlich eine Segelregatta: Kein Fotoapparat, der nicht gezückt wurde. Es fehlten aber auch keine kulinarischen Highlights: beim Crêpes-Abend konnten wir aufs Neue die Kochkünste der Bretonen bestaunen und genießen. Dieses Mal gab es auch noch einen Kig-Ar-Farz Abend. Kig-Ar-Farz ist eine bretonische Spezialität, die ganz anders als Crêpes, sich eher deftig präsentiert: ein traditioneller Eintopf mit Buchweizenmehl. Sportlich wurde es dann noch einmal am letzten Tag: die Jugendlichen und ein paar Erwachsene erklommen das Fort Bertheaume über einen schwindelerregenden Klettersteig, der einen zwischen engen Felsen mal nach oben und nach unten führte, während die anderen den herrlichen Ausblick aufs Meer vom sicheren Land aus genossen.
Am Nachmittag kämpften dann Franzosen und Deutsche bei "bayrischen" Spielen, um die Tropäe: Im Skifahren, Schafkopf-Memory und Hula-Hoop Tanz wurde gegeneinander angetreten. Der Sieg ging knapp an die Franzosen - somit blieben diese der französischen Siegesserie treu: Auch bei den olympischen Spielen konnten tagtäglich Medaillen für die Franzosen bejubelt werden.
Ganz anders, aber sehr ergreifend, war der Besuch der Gedenkveranstaltung in Lormeau. Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Befreiung Frankreichs kamen in Lormeau, einem kleinen Weiler nahe Plabennec, Veteranen, zahlreiche Vereine und Festgäste zusammen, um der schrecklichen Ereignisse zu gedenken, die der Befreiung vorausgingen. Denn hier starben bei einem Angriff der Deutschen am 8. August 1944 43 amerikanische Soldaten und 11 Zivilpersonen. Hans Jordan war als Stellvertreter der Gemeinde Waltenhofen unter den Rednern vertreten. Er erinnerte daran, dass der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den Konrad Adenauer und Charles de Gaulle 1963 unterzeichneten, den Grundstein für die deutsch-französischen Partnerschaften bildet: auch für die Partnerschaft zwischen Waltenhofen und Plabennec: 1966, nur 3 Jahre später, kam zu einem ersten Treffen zwischen Jugendlichen beider Gemeinden. Daraus entstand unsere Partnerschaft, deren 60 bzw. 50-jähriges Jubiläum wir bald feiern dürfen. Im Anschluss an seine Rede legte er zusammen mit dem Präsident des französischen Partnerschaftvereins, Tangi Roumeur, einen Kranz nieder. Die Gedenkfeier führte einem vor Augen, dass die Partnerschaft zwischen unseren beiden Gemeinden mehr ist als "nur" ein kulinarischer und geselliger Aufenthalt am Meer bzw. in den Bergen. Die Partnerschaft erfüllt einen größeren Zweck: sie dient der Völkerverständigung und der Bewahrung des Friedens. Jugendliche haben damals die Partnerschaft initiiert und auch jetzt setzen wir auf die Jugend, um die Partnerschaft fortzuführen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass 17 Jugendlichen nach Plabennec mitfuhren (einige nicht zum ersten Mal).
Dass wir den Jugendlichen ein so ansprechendes Programm bieten können, verdanken wir der großzügigen finanziellen Unterstützung durch das deutsch-französischen Jugendwerk (DFJW), die Gemeinde Waltenhofen und die Haindl-Stiftung. Merci beaucoup.
Wir freuen uns jetzt schon auf den Gegenbesuch unserer französischen Freunde vom 08. bis zum 15. Februar in Waltenhofen. Vive l'amitié franco-allemande.
Und wer die Erinnerung an die Reise auffrischen will oder sich selbst ein Bild davon machen möchte - 2026 geht es wieder nach Plabennec - ist ganz herzlich zu unserem Fotoabend im evangelischen Pfarrheim am 22.November um 20.00 eingeladen.
Claudia Herrmann